« Forse che sì, Forse che no… »
Josquin Desprez (ca.1440-1521)
“In te Domine speravi” (O. Petrucci, Frottole libro I, Venezia 1504)
Bartolomeo Tromboncino (ca.1470-post 1535)
“Vergine bella che di sol vestita” (A. Antico, “Canzoni nove…”, Roma 1510)
J. Bedingham de Anglia (sec. XV)
“Madre che festi”/“Mon seul plaisir” (Ms Porto 714)
Joan Ambrosio Dalza (sec. XV – post 1508)
Tastar De Corde (O. Petrucci,
“Intabolatura de lauto libro quarto”,
Venezia 1508)
Raulin (?)
“Je suis trop jeunette” (O. Petrucci, Canti B, Venezia 1502)
Bartolomeo Tromboncino (ca.1470-post 1535)
“Ostinato vo seguire”(F. Bossinensis, “Tenori e contrabassi…libro primo”, Venezia 1509)
Anonimo
“Mon père m’a mariée” (O. Petrucci, Canti C, Venezia 1504)
Marchetto Cara (ca.1465-1525)
“Forsi che si forsi che no” (O. Petrucci, Frottole libro III, Venezia 1505)
Nicolò Broco (?)
“O tiente a l’ora” (O.
Petrucci, Frottole libro VII, Venezia 1507)
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Loyset Compère (ca.1450-1518)
“Scaramella” (O. Petrucci, Frottole libro IV, Venezia 1505)
Marchetto Cara (ca.1465-1525)
“Non è tempo d’aspetare” (F. Bossinensis, “Tenori e contrabassi intabulati…libro primo”, Venezia 1509)
J. Bedingham de Anglia (sec. XV)
“Gentil Madonna” (Ms Montecassino 871)
Francesco Spinacino (ca. 1450-post 1507)
Ricercare (O. Petrucci, “Intabolatura de lauto”, Venezia 1507)
Bartolomeo Tromboncino (ca.1470-post 1535)
“Per dolor me bagno il viso” (F. Bossinensis,“Tenori e contrabassi intabulati…libro secondo”, Venezia 1511)
Josquin Desprez (ca.1440-1521)
“Adieu mes amours” (O. Petrucci, Odhecaton, Venezia 1501)
Marchetto Cara (ca.1465-1525)
“O mia cieca e dura sorte” (F. Bossinensis, “Tenori e contrabassi intabulati…libro primo”, Venezia 1509)
Antoine Busnoys (ca.1430-1492)/Josquin Desprez (ca.1440-1521)
“Fortuna desperata" (Paris, Bibliothèque Nationale, nouv. acq. fr. 4379)
Rossino Mantovano (fl.1505-1511)
Un sonar de piva in fachinesco (O. Petrucci, Frottole libro II, Venezia 1505)
Obwohl der Buchdruck bereits im Jahre 1440 eingeführt wurde, dauerte es noch mehr als ein weiteres halbes Jahrhundert, bis es Ottaviano Petrucci da Fossombrone gelang, die technischen Probleme des Musikdrucks erfolgreich zu lösen. Seine Neuerungen ermöglichten somit im Jahre 1501 in Venedig das Erscheinen von „Odhecaton“, der weltweit ersten gedruckten Sammlung polyphoner Musik. Die Bedeutung dieses Ereignisses für die Musik entsprach jener des Buchdrucks für die europäische Kultur.
Petruccis bahnbrechende Erfindung wirkte sich besonders auch auf die Verbreitung autochthoner italienischer Musikgattungen aus, denen bis anhin in der hauptsächlich vom frankoflämischen Stil geprägten höfischen Musikkultur wenig Beachtung geschenkt wurde. Unter diesen musikalischen Gattungen figuriert zweifellos die Frottola an erster Stelle. Petrucci veröffentlichte innert zwanzig Jahren nicht weniger als elf Frottolebücher in mehreren Auflagen. In relativ kurzer Zeit stand somit ein „neues“ umfassendes und auserlesenes Repertoire zur Verfügung, das nicht zuletzt durch die häufigen Bezüge oder gar Zitate populärer Bereiche und Lebenslagen bei einem breiten Publikum grossen Anklang fand.
Renommierte Frottolekomponisten, wie Marchetto Cara und Bartolomeo Tromboncino, standen im Dienst der kulturell fortschrittlichsten Höfe Italiens, die nun auch zu bedeutenden Zentren der Komposition und Verbreitung dieses Repertoires wurden und zu dessen Erfolg beitrugen. Viel Erfolg war ebenso den Editionen von Francesco Bossinensis beschert, dessen intabulierte Frottole für Laute und Gesang auch als Anzeichen eines wachsenden Interesses an instrumentaler Musik gesehen werden können.
Bereits am Ende des 15.Jh. liessen manche italienische Musikhandschriften eine neue Entwicklung durchblicken. In Anlehnung an die nach wie vor auch in Italien sehr beliebten burgundischen Komponisten finden sich einige Stücke charakteristischen Stils und unterschiedlicher Form: mit italienischem Text und homorhythmischerem, deklamatorischem Melodieverlauf begeistern sie durch ein klare Verständlichkeit der Worte in Gegenüberstellung zu den Interessen des Kontrapunkts. Dieser neue Stil scheint auch das Interesse der „oltramontani“, der ausländischen Komponisten, die zu Ende des 15.Jh. das musikalische Umfeld Italiens dominierten, erweckt zu haben. Auch von ihnen sind einige Kompositionen in italienischer Sprache überliefert.
Isacco Colombo
Übersetzung: Dani Pelagatti
Ensemble COLLINETTO
Eugenia Corrieri (Gesang)
Alberto Crugnola (Laute, Drehleier)
Isacco Colombo (Schalmei, Flöte)
Dani Pelagatti (Pommer)
Ann Allen (Pommer)
Sergej Yemelyanenkov (Zugtrompete, Posaune)
„Colin“, „Colinet“ oder „Collinetto“; dieser Name begegnet uns in Verbindung mit einer Familie von Gauklern und Spielleuten, die im 15.Jh. an verschiedenen europäischen Höfen tätig waren. „Colino und seine Gruppe“ scheint zudem in einigen Chroniken stellvertretend für eine typische Formation von Blasinstrumenten zu stehen, der sogenannten „Alta Cappella“ oder, einfacher, „Pifari“.
Die Alta Cappella war die übliche Besetzung zur musikalischen Ausschmückung von feierlichen Anlässen öffentlicher wie privater Art, besonders beliebt beispielsweise bei höfischen Tanzfesten des Spätmittelalters und der Renaissance. Im15.Jh., zur Zeit ihrer Hochblüte, bestand die Alta Cappella aus Schalmei und Pommer, beides Doppelrohblattinstrumente und Vorläufer der modernen Oboe, ergänzt durch eine Zugtrompete und gegen Ende des Jahrhunderts auch durch die Posaune als deren Weiterentwicklung.
Das Ensemble Collinetto stellt die Alta Cappella der Schola Cantorum Basiliensis, dem Lehr- und Forschungsinstitut für alte Musik in Basel, dar. An diesem Institut wurde erstmals in den 1970er Jahren diese typische Bläserformation wieder zum Leben erweckt.
Seit damals folgten Generationen von Studenten und führten die Forschung der frühen Bläsermusik weiter, natürlich nicht ohne die klingenden Resultate bei zahlreichen Auftritten an Festivals und Konzertpodien in der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Estland und Italien zu präsentieren.
Zu den wichtigsten Auftritten zählt die grosse Schlussveranstaltung der „Petrucci-Festtage Basel“ (2001) im Kunstmuseum Basel, unter der Leitung von Evelyn Tubb und Anthony Rooley, aus Anlass des 500Jahr-Jubiläums des Musikdrucks. Im Dezember 2000 erhielt das Ensemble den „TransRegioPreis“ der Europäischen Kulturstiftung und der Kulturgemeinschaft der Europäischen Wirtschaft.